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Wort zum Sonntag 27.07.2025

Beate Schilling, Gemeindereferentin und Kath. Altenheimseelsorgerin in Bad Brückenau

Gott und der Kaugummi

Getränkeautomaten haben Hochkonjunktur. An heißen Sommertagen, aber auch in kühlen Episoden. Dann ist der Cappuccino oder die heiße Schokolade eine willkommene Stärkung für die nächsten Aufgaben.
In meiner Kinderzeit haben Automaten zum Ziehen von Kaugummis und kleinerem Spielzeug an vielen Straßenecken gestanden. Eltern konnten kaum daran vorbeigehen mit ihren quengelnden Kindern. Der 10er für die bunte Kugel war eine heißbegehrte Belohnung.

Man war sich sicher: Den 10er rein und den Kaugummi unten raus. So funktionierte das. Und man konnte vorher genau abwägen, ob sich die Investition lohnte, ob das Spielzeug begehrenswert war oder man sich das Geld lieber aufhob, bis zur nächsten Häuserecke und dem nächsten Automaten.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass sich Menschen mit der gleichen Selbstverständlichkeit und Erwartungshaltung an Gott wenden. Beten ist dann erfolgreich, wenn man das Ersehnte, das Erbetene bekommt. Ansonsten ist es ja klar: Beten ist unnütz und hilft eh nicht - wie viele Beispiele kennen wir nicht alle aus unserem Leben, in dem selbst inbrünstiges Gebet augenscheinlich nicht zum Ziel geführt hat.

Ja, auch ein gutes und frommes Leben garantiert nicht Seligkeit und Errettung. Man kann keine guten Taten auf die himmlische Bank legen mit der Erwartung der Rendite am jüngsten Tag. Gott ist kein Börsenmakler, kein Kaugummiautomat und auch keiner, der Buch führt über meine Erfolge und Missetaten.

Gebet bedeutet: Ich wende mich Gott zu. Ich vertraue mich an. Ich verstehe, dass mein Leben nicht wirklich in meiner Hand liegt, dass ich selten Kontrolle darüber habe, wie Dinge sich entwickeln. Aber im Glauben und aus der festen Überzeugung, dass Gott alles zum Guten wenden kann wächst mir Kraft zu, die Herausforderungen zu meistern, die mir mein Leben stellt. Ich trete mit Gott in einen Dialog, in dem ich in mir Antworten spüre, die vielleicht im ersten Moment nicht angenehm und bequem sind. Mein innerer Horizont weitet sich, ich nehme auch Sichtweisen wahr, die nicht vollkommen mit meiner eigenen Überzeugung übereinstimmen. So wird Gott für mich wie ein Spiegel, in dem ich mein wahres Gesicht, meine wirklichen Motive erkennen kann.

Vielleicht ist es gerade dieses mich-selbst-hinterfragen, das mich weiterbringt. Ich verstehe plötzlich, dass meine Erwartung, meine Lösung eines Problems, mein formuliertes Ziel gar nicht der einzige Weg ist, etwas Gutes zu erreichen. Ich entdecke Neues, neue Wege und Ansätze.

Für mich ist der tägliche Dialog mit Gott ein unverzichtbarer Teil meines Alltags. Klar, man kann nicht beweisen, dass es da ein Gegenüber gibt, das auch mit mir in Dialog tritt – es ist meine Entscheidung des Glaubens an Gott, ihn als Realität in meinem Leben anzunehmen.

Einen Automatismus im Sinne einer Wunscherfüllung gibt es aber auch für mich nicht. Eher ein Einüben und Loslassen, Vertrauen und die Haltung von Demut als Zugewinn für mein Leben. Gott lässt mich nicht los und nicht allein, er will mich innerlich verändern und mir Gelassenheit schenken – auch wenn der Erfolg meiner Bemühungen nicht gleich – wie ein Kaugummi - auf der Hand liegt. Ich darf auf Überraschungen gefasst sein – manchmal ganz anders, als ich es erbetet habe.

Beate Schilling, Gemeindereferentin und Kath. Altenheimseesorgerin Bad Brückenau