Würzburg (POW) Am Samstag, 4. Oktober, findet von 9.30 bis 16 Uhr der erste „Diözesane Schöpfungstag“ im Bistum Würzburg statt. Der Umweltbeauftragte des Bistums, Christof Gawronski, und der Klimaschutzmanager des Bistums, Maximilian Braun, von der Fachstelle Schöpfungsverantwortung und Klimaschutz stellen die Idee und das Konzept vor.
POW: Was verbirgt sich hinter dem „Diözesanen Schöpfungstag“?
Christof Gawronski: Der Tag richtet sich an Engagierte und Interessierte aus Einrichtungen und Gemeinden unseres Bistums. Er bietet Information, Vernetzung und Stärkung. Neben einem Vortrag als Impuls gibt es Workshops, Infostände, einen Gottesdienst, und das diözesane Klimaschutzkonzept wird vorgestellt. Organisiert wird der Tag von einem Team aus verschiedenen Bereichen. Vertreten sind unter anderem die Domschule, die Diözesanstelle Weltkirche, Verbände sowie die Jugend. Uns war wichtig, möglichst viele Sichtweisen einzubringen, die sich an dem Tag widerspiegeln sollen. Den Impulsvortrag wird Hans-Josef Fell aus Hammelburg halten, ehemaliger Bundestagsabgeordneter, Präsident der „Energy Watch Group“ und „Botschafter für 100 Prozent erneuerbare Energien“. Das Ziel war es, die zehn Handlungsempfehlungen zur „Schöpfungsverantwortung als kirchlicher Auftrag“ der Deutschen Bischofskonferenz mit einzubringen. Die Empfehlungen zeigen Arbeitshilfen für die Diözesen auf. Unsere Idee war, dass es am „Diözesanen Schöpfungstag“ zu jedem Punkt mindestens ein Angebot gibt.
POW: Warum wurde der Tag ins Leben gerufen?
Gawronski: Anlass sind zehn Jahre Umwelt- und Sozialenzyklika „Laudato Si‘“ von Papst Franziskus und 800 Jahre Sonnengesang des heiligen Franziskus. Zudem wünschen sich viele Haupt- und Ehrenamtliche qualifizierte, möglichst passgenaue Informationen und „Best Practice“-Beispiele. Wir wollen Menschen zusammenbringen, die schon ein Problem gelöst haben oder noch davorstehen. Ein großes Thema sind beispielsweise Kirchenheizungen. Es wird immer deutlicher, dass die Warmluftheizungen der Vergangenheit in den meisten Fällen Gebäudeprobleme hervorrufen und teuer sind. Die Alternative, nicht den Raum zu heizen, sondern die Personen, beispielsweise mit Sitzheizungen, ist eine neue Denkweise. Der Austausch mit Gemeinden, die das bereits umgesetzt haben, ist dabei hilfreich.
POW: Was beinhaltet das neue Klimaschutzkonzept für das Bistum?
Maximilian Braun: Der Kernpunkt des Klimaschutzkonzeptes ist nach der Potentialanalyse die Treibhausgasbilanz, die erstmal einen Ist-Zustand erörtert. Dann wird ein Soll-Zustand definiert. Anhand dieser Abweichung entsteht ein Maßnahmenkatalog mit Prioritäten und Zeitplan. Das Ziel ist die Treibhausgasneutralität im Bistum bis spätestens 2040. Die Maßnahmen betreffen drei Bereiche: Gebäude – das ist der größte Hebel –, Mobilität und Beschaffung. Die beiden letzten Punkte haben nicht so einen großen Anteil an der Treibhausgasbilanz des Bistums, trotzdem sind sie ebenfalls wichtig, weil darauf fast jede Person, die im Bistum aktiv ist, einen größeren Einfluss nehmen kann als auf die Gebäude.
POW: Welche konkreten Maßnahmen sind im Klimaschutzkonzept vorgesehen?
Braun: Bei Gebäuden gibt es beispielsweise den Klimafonds für die Kirchenstiftungen. Damit wird versucht, Maßnahmen, die zur Klimaneutralität beitragen sollen, stärker zu unterstützen. Andere Maßnahmen sind eine Photovoltaik-Strategie, energetische Sanierungen und Wärmekonzepte für Kirchen. Bei Mobilität ist eine Maßnahme der Aufbau einer E-Ladeinfrastruktur. In jedem Maßnahmensteckbrief ist definiert, wer das initiieren soll, welche Zielgruppe angesprochen wird, welche Priorität die Maßnahme hat und wie sie finanziert werden soll.
POW: Wie sollen Kirchengemeinden und Einrichtungen in die Umsetzung eingebunden werden?
Braun: Das oberste Ziel beim Klimaschutzkonzept war, alle, die über umweltrelevante Fragen entscheiden, im Blick zu haben. Spätestens wenn es um Einkaufsentscheidungen, Mobilität oder die Bedienung der Heizung im Gruppenraum geht, sind es fast alle. Das Konzept wurde in über zehn Workshops mit verschiedenen repräsentativen Gruppen des Bistums zum Beispiel aus Kirchenverwaltungen, Verwaltungsreferenten, Seelsorger oder Bau und Liegenschaften erarbeitet. Es geht darum, nicht nur die Bedürfnisse der verschiedenen Akteure zu erfragen, sondern auch schon erste Ideen mit ins Klimaschutzkonzept aufzunehmen. So ist es an alle Personen im Bistum gerichtet.
POW: Welche Möglichkeiten gibt es für Engagierte, sich langfristig einzubringen?
Gawronski: Das Thema Umweltschutz ist eine Querschnittsaufgabe. Verbesserung wäre in allen Bereichen nötig und möglich. Egal, ob in der Kirchenverwaltung, im Festausschuss oder als Gottesdienstbeauftragte. Wer sich speziell für Klimaschutz einsetzen möchte, könnte eine Umweltgruppe ins Leben rufen oder die Rolle eines Umweltbeauftragten übernehmen. Das gibt es in manchen Gemeinden teilweise schon sehr lange, beispielsweise in Sankt Johannes in Kitzingen oder in Herz Jesu in Aschaffenburg. Die Auswirkungen sind sehr unterschiedlich. Manchmal werden Maßnahmen wie eine Photovoltaikanlage für das Kirchendach angeregt. In anderen Gemeinden wird ein Erntedankfest besonders gestaltet oder eine Aktion mit den Firmlingen gestartet. Man ist beim Thema Schöpfungsverantwortung nie auf eine Sache festgelegt.
POW: Was würden Sie Kirchengemeinden empfehlen, die mehr für den Klimaschutz tun möchten?
Gawronski: Die Champions League wäre, ein strukturiertes Umweltmanagement zu betreiben. Die Abläufe müssten durchleuchtet werden um zu sehen, was schon da ist. Fortschritte müssten kontrolliert und Verbesserungen umgesetzt werden. Auch beim Thema Mobilität kann darauf geachtet werden, ob ein Ausflug mit dem Zug oder Bus geplant werden kann. In stadtnahen Bereichen könnte versucht werden, Gottesdienstzeiten an den Buszeiten auszurichten, damit die Leute nicht mit den Autos kommen müssen, oder eine Unterstellmöglichkeit für Fahrräder anzubieten. Auch die Beschaffung ist eine große Sache. Ob man für das Pfarrfest oder das Zeltlager im Weltladen einkauft oder woanders, macht einen Unterschied. Daran merkt man, dass die ökologischen und sozialen Fragen meistens zusammenhängen.
POW: Was erhoffen Sie sich als Ergebnis des Schöpfungstags?
Gawronski: Motivierte und informierte Engagierte, die Sachen mit nach Hause nehmen in ihre Einrichtungen und Gemeinden. Die Dinge weiterdenken und in der gesamten Breite von Gottesdiensten, Veranstaltungsgestaltung bis hin zu Renovierungsmaßnahmen umsetzen.
Braun: Dass die Leute, die vor Ort sind, als Multiplikatoren in der breiten Masse fungieren. Dass sie das Klimaschutzkonzept und die Informationen aus den Workshops in ihren Gruppierungen kommunizieren, damit die Reichweite von Klimaschutz größer wird.
POW: Wie möchten Sie die Impulse des Tages auch darüber hinaus ins Bistum tragen?
Gawronski: Wir möchten darauf achten, dass sich der Informationsstand und das Wissen im gesamten Bistum weiterentwickeln, damit es nach Möglichkeit immer, wenn eine umweltrelevante Entscheidung anfällt, jemanden gibt, der sagt: Moment, sollten wir es nicht vielleicht anders machen?
Braun: Es gibt immer auch die Möglichkeit, sich an die Klimaschutz-E-Mail-Adresse oder direkt an uns zu wenden, wenn man Vorschläge und Ideen hat. Es gibt jederzeit die Möglichkeit, sich einzubringen und das Ziel zu unterstützen.
Der „Diözesane Schöpfungstag“ findet am Samstag, 4. Oktober, im Würzburger Kilianeum, Ottostraße 1, statt. Beginn ist um 9.30 Uhr mit einem Stehkaffee. Nach dem Impulsvortrag zum Thema „Kirche im Handeln – Was nötig und was möglich ist“ wird um 11 Uhr das Klimaschutzkonzept des Bistums Würzburg vorgestellt. Ab 11.30 Uhr gibt es ein „Info-Karussell“ mit Infoständen, Materialtischen und Infotafeln. Nach dem Mittagessen starten acht Workshops und Mini-Exkursionen zu den Themen: „Umwelt- und Klimaschutz im kirchlichen Bauen“, „Wie Bildung für nachhaltige Entwicklung und Erlebnispädagogik zu nachhaltigem Handeln führen kann“, „Wasser im Klimawandel“, „Klimaschutzkonzept“, „Verschiedene Zugänge zur sozial-ökologischen Transformation“, „Konsumkritischer Rundgang“, „Pfarrgärten, Kirchenumgriffe, Friedhöfe…“ sowie „Schöpfungsspiritualität in der Liturgie“. Die Teilnahme kostet pro Person inklusive Tagungsverpflegung zehn Euro. Anmeldung bis Donnerstag, 25. September, sowie nähere Informationen im Internet unter www.domschule-wuerzburg.de.
Das Interview führte Judith Reinders (POW)
(3925/0955; E-Mail voraus)
Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet