Ich bin kein ausgewiesener Fußballfan, aber das Viertelfinalspiel bei der Frauenfußball-Europameisterschaft am vergangenen Samstag hat mich tief beeindruckt. Dass die deutsche Mannschaft am Ende denkbar knapp gewonnen hat, war natürlich erfreulich. Ein Quäntchen Glück ist immer mit im Spiel, ganz gleich, wer letztlich gewinnt.
Beeindruckt hat mich bei diesem Spiel aber etwas ganz anderes: Nach einer knappen Viertelstunde wird eine deutsche Spielerin vom Platz gestellt. Das Undenkbare tritt ein. Alle Pläne und taktischen Konzepte sind auf einen Schlag hinfällig. Auch ich war geschockt. Nach einigen Augenblicken des Durchatmens aber dann mehr als gespannt, wie die anderen Spielerinnen mit dieser absolut unerwarteten, neuen Situation zurechtkommen: Werden sie resignieren und (sich) aufgeben? Werden sie ins Straucheln kommen und sang- und klanglos untergehen? Werden sie der Mut und die Hoffnung verlassen, werden sie sich ihrem vermeintlichen Schicksal fügen? Werden sie glauben, dass sie trotzdem noch eine Chance haben oder sich selbst als chancenlos sehen? …
Ich weiß nicht, was in den einzelnen Spielerinnen in diesem Moment vorgegangen ist. . Sie haben sich nicht in Ruhe besprechen können, wie sie nach dem Platzverwies weiterspielen sollen. Sie mussten handeln, sich entscheiden. Ohne langes Reden. Und sie haben ganz offensichtlich eine einvernehmliche Entscheidung getroffen: Wir geben nicht auf, wir kämpfen, wir nehmen die Herausforderung an!
Klar, sie mussten sich zunächst mal fangen und von diesem Schlag erholen. Viel Zeit bleibt in einem solchen Spiel dafür nicht. Aber was ich dann erlebt habe, hat mich geflasht: Sie haben gekämpft wie Löwinnen, sie haben sich nicht aufgegeben, sie haben ungeahnte Kräfte mobilisiert und sie haben an das Unmögliche geglaubt – nichtwissend, ob sich am Ende ihr Einsatz lohnen wird. Es gab ja noch einige knifflige Situationen: Fast ein Kopfballeigentor, ein vergebener Elfmeter – keine Momente, die Mut machen.
Diese spürbare Leidenschaft, dieses feurige Herzblut bis zum Ende, dieser verschworene Zusammenhalt, dieser verbindende Glaube an das schier Unmögliche – das hat mich begeistert! Und mich für so viel für das ganz normale, alltägliche Situationen inspiriert:
- Gib nicht, gib nie auf, bevor etwas nicht tatsächlich zu Ende ist!
- Glaube an das Unmögliche, vielleicht bleibt es genau dadurch nicht unmöglich!
- Sei mit Herzblut bei der Sache, die Dir aktuell aufgegeben ist!
- Glaube an die Kraft der Gemeinschaft und der verbindenden Energie! Daran, dass eine der anderen Mut macht und sie mitzieht.
Wenn viele etwas gemeinsam wollen, geht viel; wenn auch nicht immer alles.
Diese Erlebnis und diese Botschaft wirken in mir spürbar nach. Sie machen mir Mut und wecken in mir Hoffnung für mein Leben und meine Herausforderungen.
Wenn das kein erlebter und gelebter Glaube war und ist, dann weiß ich auch nicht! …
Reinhold Grimm
Pastoralreferent i.R., Marktheidenfeld